Naturschutzgebiet „Brenner Moor“
Die vielgestaltige Landschaft nordwestlich der Stadt Bad Oldesloe lädt zu besinnlichen und, angesichts der hohen Zahl an naturkundlichen Besonderheiten, auch erlebnisreichen und informativen Touren ein. Mehrere großflächige, von Salzstöcken aus großer Tiefe empor steigende Salzquellen haben hier im Binnenland sehr seltenen Lebensraum für Salzpflanzen (Halophyten) und eine besonders angepasste Tierwelt entstehen lassen.
Das 24 Hektar große Naturschutzgebiet Brenner Moor umfasst die größte binnenländische Salzstelle in Schleswig-Holstein. Das Gebiet ist durch Bohlenwege erschlossen. Zehn Erlebnisstationen vermitteln über bereitliegende Faltblätter vertiefende Erkenntnisse und regen zum Weiterforschen an. Die Vernässung der Wolkenweher Niederung erfüllt Ziele der europäischen Wasserrahmenrichtlinie und auch Anforderungen der FFH-Richtlinie.
Herkunft des Salzwassers
Das salzhaltige Wasser (Sole) im Brenner Moor stammt wahrscheinlich von einem Salzstock bei Sülfeld ca. 8 km westlich von Bad Oldesloe aus ca. 500 Meter Tiefe. Neben oberflächlichen Quellaustritten, die sowohl an der Pflanzenwelt als auch den weißen Ausblühungen im Sommer erkennbar sind, wurde die Sole auch bei Bohrungen nachgewiesen. Die gemessenen Salzgehalte liegen bei 1-3% Natriumchlorid. Dies entspricht etwa der Konzentration im Nordseewasser.
Das Salzwasser tritt nicht nur im Brenner Moor, sondern auch an mehreren anderen Stellen in der Umgebung von Bad Oldesloe zutage. Bereits 1925 wurden sieben Solquellen beschrieben. Von diesen stellen das Brenner Moor, das Bestemoor im Kurpark und die Salzstellen von Altfresenburg die flächenmäßig bedeutsamsten dar. Erst später wurden das Salzmoor in der Wöknitzniederung bei Poggensee und das Salzmoor in der Traveniederung bei Tralau bekannt.
Pflanzen der Salzquellen
An den Salzquellen im Brenner Moor wachsen Pflanzen, die in Schleswig-Holstein ansonsten nur von den Küsten der Nord- und Ostsee bekannt sind. Hier wie dort treten Pflanzen auf, die über besondere Mechanismen zur Regulierung ihres Salzhaushaltes verfügen. Neben dem Queller sind die Salz- aster, die Bottenbinse, der Stranddreizack, die Salzschuppenmiere, das Milchkraut, der Abstehende Schwaden und die Strandsimse vertreten. Auch die Vaucheria-Algen, die in dunkelgrünen Polstern im Zentrum des stärksten Sol-Austritts vorkommen, gehören zu den typischen Salzpflanzen.
Kochsalz in hohen Konzentrationen im Bodenwasser hemmt die Aufnahme von Wasser über die Pflanzenwurzeln. Um den nötigen osmotischen Druck aufrecht zu erhalten, müssen die Pflanzen große Mengen an Salz aufnehmen. Um zu verhindern, dass das Salz innerhalb ihrer Zellen seine Giftwirkung entfalten kann, speichern Salzaster und Milchkraut überschüssiges Salz in speziellen Haaren, die sie später abstoßen.
Queller und Stranddreizack vermeiden hohe Salzkonzentrationen durch Sukkulenz. Sie speichern zur Verdünnung große Mengen an Wasser in verdickten Stengeln (Queller im Spross, Stranddreizack in den Blättern). Der Queller und auch die Salzschuppenmiere sind im Gegensatz zu anderen Salzpflanzen einjährig. Sie sterben im Herbst ab, wenn die Salzkonzentration im Gewebe am höchsten ist. Dabei fällt ihre Saat zu Boden, um im nächsten Frühjahr neu auszukeimen. Andere Pflanzen wie z. B. die Bottenbinse konzentrieren das schädliche Salz in ihren ältesten Blättern, die sie dann abwerfen.
Vor- und Frühgeschichte
Auf einer Geländekuppe südlich des Brenner Moores (in den heutigen Kleingärten am Traveufer) fand man Geräte und Waffenteile aus der Mittleren Steinzeit. Diese zeigten eine so charakteristische Bearbeitung, dass nach ihnen die sogenannte Oldesloer Stufe (ca. 5.500-4.000 v. Chr.) benannt wurde. Die Menschen dieser Zeit waren wahrscheinlich nomadisierende Jäger und Fischer, die ihre Jagdreviere je nach Jahreszeit wechselten.
Aus der Jungsteinzeit stammt der in den Wiesen westlich des Brenner Moores ausgegrabene Wohnplatz. Dieser befand sich damals auf einer kleinen Insel innerhalb eines heute verlandeten Sees und bot seinen Bewohnern dadurch einen besonderen Schutz. Die Siedlungstätigkeit erstreckte sich hier über mehr als 1.000 Jahre. Dabei spielten die Salzquellen vermutlich eine große Rolle. Bereits im 19. Jahrhundert waren beim Torfstechen aus der Bronzezeit stammender Schmuck sowie Waffen entdeckt worden („Weihefunde“). Diese wurden wahrscheinlich an den geheiligten Quellen im Moor als Opfergaben versenkt.
Vögel in der Niederung und im Moor
Das Salzquellgebiet und die großen Schilfflächen sind Lebensraum einer reichhaltigen Vogelwelt. Im Sommer kann man regelmäßig Teich-, Schilf- und Sumpfrohrsänger sowie Feldschwirl und Rohrammer beobachten. Auch Blaukehlchen und Nachtigall brüten hier. Dagegen besuchen Rohrweihe, Graureiher, Schellente, Zwergtaucher und Eisvogel das Gebiet überwiegend nur zur Nahrungssuche. Ihr Brutgeschäft verrichten diese Arten hier nur sehr selten.
Während des Vogelzuges dienen die Salzquellen und die Rieder sowohl Schafstelzen, Bergpiepern und Staren als auch verschiedenen Schwalben und Finkenvögeln als Rastgebiet.